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Mütter wickeln anders, Väter auch

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Vor der Geburt unseres Kindes hatten wir uns vorgenommen die Versorgung unseres Babys als gleichberechtigte Partner zu übernehmen. Da ich mit der Geburt ein Jahr Auszeit von der Arbeitswelt genommen habe, bin ich unweigerlich diejenige, die sich häufiger um das Kind kümmert. Bereits nach wenigen Wochen musste ich feststellen, dass sich Hans zunehmend auch abends und am Wochenende der Babyversorgung entzog und ich allein dafür zuständig wurde. Ich habe mich ein wenig darüber geärgert. Doch mit der Zeit musste ich einsehen: es lag nicht an ihm — es lag an mir!

Wir Frauen neigen leider dazu — und da möchte ich mich ganz ausdrücklich nicht ausschließen — zu Übermüttern zu mutieren. Es fällt uns meistens gar nicht auf, wie wir jeden Versuch unserer Partner, sich dem Kundendienst am Baby zu widmen, im Keim ersticken. Die Windel sitzt bei ihm nicht gleich beim ersten Wickeln gerade, oder wurde vielleicht sogar falsch herum angebracht. Der komische Kommentar von uns ist ihm sicher! Er hat kein Wasser zur Reinigung des Babypos verwendet, weil kein fester Output feststellbar war? Nicht zu akzeptieren! Er wirft das Baby beim Spielen regelrecht in die Luft? Dabei bleibt der Mutter meistens die Luft weg. Er bezeichnet den Prozess des Windelns als “Ölwechsel” und die Milchflasche als “Bier” und wir machen uns sofort Sorgen um die Entwicklung unseres Kindes. 

Kaum eine Mutter, und allen voran wahrscheinlich ich selbst, ist sich im Klaren darüber, wie häufig und wie verletzend sie den Kindsvater kritisiert, wenn es um das Baby geht. Wenn man sich dies vor Augen führt, wird auch die Zurückhaltung der Väter schnell verständlich.

Ganz besonders schwierig sind Situationen, bei denen auch Dritte anwesend sind. Da bekommt der Papa zu hören: halt das Köpfchen fest, hast du ihn/sie wirklich fest in der Hand, lass ihn doch da liegen, nimm ihn doch hoch, etc. So manch ein Vater wird von der Mutter dabei regelrecht vorgeführt und verabschiedet sich danach verständlicherweise aus der Vaterrolle.

Gleichzeitig vergessen wir Mütter gerne, wie wichtig für unsere Kinder der Vater ist. Wir sind uns wohl alle darüber einig, dass sich das Erleben von verschiedenen Eindrücken positiv auf die Kindesentwicklung auswirkt. Warum lassen wir es dann nicht einfach zu? Anders wickeln heißt schließlich nicht automatisch schlechter wickeln!

Kein Baby stirbt daran, wenn beim Windelwechsel mal nicht feucht nachgewischt und abgetrocknet wird. Die von der Mutter vielleicht als grob empfundene Art, mit der ein Vater mit seinem Sohn spielt, eröffnet dem Kind oft vollkommen neue und andere Spielvergnügen, die wir Mütter ihm gar nicht bieten können. Auch wird das Baby keinen seelischen Schaden nehmen, wenn es in dem Glauben aufwächst, das Milch Bier heißen soll. Beschäftigt sich das Kind über einen längeren Zeitraum nur mit dem Vater, wird es die Mutter deshalb nicht gleich vergessen, sondern sofort wiedererkennen. Und es bringt der Mutter gleichzeitig Zeit, auch einmal nur an sich zu denken.

Ich möchte hiermit alle Mütter dazu ermutigen, die Väter häufiger an die Windel zu lassen. Ganz persönlich entschuldige ich mich an dieser Stelle bei Hans für die viele Kritik und gelobe Besserung! Vielleicht würde es uns allen helfen, wenn wir uns mit Gelassenheit auf “das Andere” einlassen und erkennen: Mütter wickeln anders, Väter auch!

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